Warum bin ich ich? So prägt dich deine Vergangenheit 

Hast du dich schon mal gefragt: „Warum bin ich ich?“ Wieso denke, fühle und reagiere ich genauso, wie ich es tue? Wieso bin ich der Mensch, der ich bin (und nicht der Mensch, der ich sein möchte)? Und wieso – verdammt nochmal – komme ich nicht so recht aus meiner Haut? Sehr gute Fragen. Die Antworten gibt es hier. 

Deine Freundin bekommt einen Prince Charming nach dem anderen, während du immer an die falschen Typen gerätst? 

Dein Kumpel sieht in allem das Gute, während du überall Bedrohungen witterst? 

Dein Kollege strebt selbstbewusst nach der Beförderung, während du dir das niemals zutrauen würdest? 

Hast du dich in diesen Situationen auch schon mal gefragt: Warum bin ich ich? Und warum kann ich nicht so sein wie sie oder er? 

Wenn du wissen möchtest, warum du so denkst, fühlst und handelst, wie du es tust, darfst du einen Blick in deine Vergangenheit werfen. Denn ein Großteil dessen, was dich heute ausmacht, hast du zu irgendeinem Zeitpunkt genau so erlernt. Manches wurde dir vorgelebt, anderes hast du selbst hervorgebracht, weil es sich in der Vergangenheit bewährt hat. 

Das Zusammenspiel von Genen und Umwelt 

Natürlich ist auch ein Teil genetisch bedingt. Je nachdem mit welcher Veranlagung du auf die Welt gekommen bist, begegnest du den Herausforderungen des Lebens von vornherein etwas anders, als es deine Freunde, Kollegen oder Bekannten tun. Du bist z.B. mit einer einzigartigen Persönlichkeitsausprägung auf die Welt gekommen. Deswegen fühlst du dich in Gesellschaft von vielen Menschen vielleicht überfordert, während deine Freundin dann erst so richtig aufblüht. 

Doch selbst unsere Anlagen sind kein in Stein gemeißeltes Gesetz, sondern entwickeln sich im Wechselspiel aus Genen und Umwelt. Je nachdem, welche Veranlagungen gefördert oder nicht gefördert werden, entwickeln wir uns in verschiedene Richtungen. Es sind also die Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens machen, die uns prägen. Diese machen uns maßgeblich zu den Menschen, die wir heute sind. 

Dabei muss man gar nicht so sehr auf die einschneidenden Erlebnisse blicken, wie den Verlust eines Elternteils oder einen schweren Unfall. Allein die Art, wie du erzogen wurdest, hat aus dir jemand anderen gemacht als aus mir. Diese Unterschiede zeigen sich in anderen Einstellungen, Gewohnheiten und Überzeugungen. 

Vielleicht wurde von dir häufig verlangt stark zu sein, Dinge selbstständig zu bewältigen und dich durchzusetzen. Dann denkst du womöglich noch heute: „Reiß dich zusammen“ oder „Du musst das allein hinkriegen“.  

Prägungen können aber auch viel subtiler ablaufen. Menschen lernen zu einem Großteil durch die Beobachtung anderer. Wir sehen, wie unsere Eltern mit sich selbst, miteinander und mit anderen umgehen und machen es ihnen nach. Wenn es bei euch üblich war, nicht über Gefühle zu reden, hast du vielleicht nie einen Zugang zu deinen Emotionen entwickeln können und schluckst auch heute noch jegliche Anbahnungen von Wut oder Trauer sofort herunter. 

Oder vielleicht hast du auch immer gesehen, wie deine Mutter sich für alle aufgeopfert und an letzte Stelle gesetzt hat und trägst dieses Muster jetzt fort – ohne es dir aktiv ausgesucht zu haben.  

Wir sind uns unserer Prägungen nicht immer bewusst. Wir übernehmen einfach, was uns natürlich erscheint, was wir kennen oder was uns vermittelt wurde und tragen dies dann unter Umständen ein Leben lang fort (und übertragen es wiederum auf unsere Kinder). 

Erfahrungen beeinflussen mein Denken, Fühlen und Handeln 

Wenn du dich also fragst, warum bin ich ich… Warum habe ich bestimmte Ängste? Was ist der Grund für meine plagenden Selbstzweifel? Weshalb habe ich Schwierigkeiten damit Nähe zuzulassen oder stürze mich immer in Beziehungen, die mir nicht gut tun? …dann liegt der Grund dafür in den Erfahrungen, die du im Laufe deines Lebens gemacht hast. 

Du bist nicht damit auf die Welt gekommen. Du hast es gelernt – vielleicht, weil du es so von deinen Eltern abgeguckt hast. Vielleicht weil du in einer früheren Partnerschaft verletzt wurdest und deshalb deine Mauern hochgezogen hast. 

Wenn du schlecht von dir denkst und Minderwertigkeitsgefühle hast – du bist damit nicht auf die Welt gekommen. Du hast dieses negative Selbstbild ausgebildet, aufgrund der Erfahrungen, die du gemacht hast und aufgrund der Reaktionen deines Umfelds. 

Wenn du dazu neigst in negative Gedankenspiralen zu verfallen, dann stehen die Chancen hoch, dass jemand in deinem direkten Umfeld es dir gleich getan hat und du diese Verhaltensweisen schlichtweg übernommen hast. 

Vieles von dem, was uns heute ausmacht, lässt sich über frühkindliche Erfahrungen erklären und über das Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind. Wir werden durch unsere Bezugspersonen geprägt – im Guten, wie im Schlechten. 

Wie Gewohnheiten unseren Alltag steuern 

Wenn wir erwachsen sind, haben wir bereits unzählige Gewohnheiten ausgebildet: 

Wir haben Gewohnheiten dazu: wie wir uns im Umgang mit anderen Menschen verhalten, wenn uns jemand kritisiert, wenn wir überfordert sind oder wenn uns jemand lobt. Der eine geht in die Konfrontation, der andere entschuldigt sich, der dritte ergreift die Flucht. Je nachdem, wie du es in der Vergangenheit gelernt hast oder wie es sich als nützlich für dich herausgestellt hat. 

Wir haben Gewohnheiten dazu ausgebildet, wie wir mit Kummer umgehen, mit Ablehnung oder mit Erfolgen. 

Wir haben Gewohnheiten dazu ausgebildet, was wir tun, um uns zu entspannen. 

Wir haben Gewohnheiten dazu ausgebildet, was wir über uns selbst denken (z.B. „Das ist bestimmt meine Schuld“ oder „Das kann ich niemals schaffen“). 

All diese Gewohnheiten machen es unserem Gehirn wirklich einfach, die passende Reaktion in der jeweiligen Situation herauszufiltern. Man greift eben auf die vorhandenen Nervenverbindungen zurück. 

Aber sie führen auch dazu, dass wir in unseren Gewohnheiten gefangen bleiben und es so unsagbar schwerfällt, etwas zu ändern. Sie führen dazu, dass wir dieselbe Person bleiben und eben so ticken, wie wir es tun. 

Eigentlich sind Gewohnheiten eine wunderbare Sache. Nur haben wir meistens auch das ein oder andere Muster ausgebildet, dass uns überhaupt nicht dienlich ist, weil es z.B. dazu führt, dass wir vor Herausforderungen zurückschrecken oder schlecht gelaunt sind. 

Gelerntes kann verlernt und überschrieben werden 

Die gute Nachricht: Alles was erlernt wurde, kann auch wieder verlernt werden. Unser Gehirn bleibt ein Leben lang formbar und wenn wir etwas nur oft genug anders machen, können wir unsere Gewohnheiten überschreiben. Und das ist auch der Gedanke, den ich dir mitgeben möchte: Ja, die Erfahrungen, die wir im Leben machen, prägen uns. Sie formen unsere Gedanken, unsere Gewohnheiten und unsere Identität. Aber wir haben jederzeit die Möglichkeit unserem Leben eine andere Richtung zu verleihen, indem wir uns der Muster bewusst werden, die uns leiten und neue Erfahrungen machen.   

Es geht nicht darum ein „besserer“ Mensch zu werden, sondern darum, ein glücklicherer Mensch zu werden und das Leben führen zu können, von dem du träumst. 

Es geht darum, etwas ändern zu können, wenn du nicht mehr die gleichen Erfahrungen machen möchtest. Deine Vergangenheit muss nicht zu deiner Zukunft werden. 

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