Niemand hat gesagt es würde einfach werden, aber es lohnt sich

Auf dem Weg der Heilung muss man sich immer und immer wieder für sich selbst entscheiden und das ist manchmal echt hart. Denn selbst wenn man sich entscheidet etwas zu ändern bedeutet es nicht, dass sich von nun an alles zum Besseren wendet. Nein ganz im Gegenteil, denn ab diesem Zeitpunkt fängt die Arbeit erst richtig an.
Bisher bist du vielleicht gut damit klargekommen, all deine Gedanken und Gefühle zu verdrängen. Du hast wahrscheinlich auch ein Automatismus entwickelt, gar nicht mehr so richtig an die wahren Gedanken und Gefühle ranzukommen. Es ist fast so als würde dein Verdrängungssystem alles Negative abfangen, noch bevor du es überhaupt wahrnehmen kannst.
Vielleicht geht das 2 Jahre, 7 Jahre oder sogar 15 Jahre gut. Aber du merkst, wie du innerlich immer leerer wirst. Dein Leben keinerlei tiefe besitzt, weil nichts wirklich echt ist. Du bist nur noch eine leere Hülle deiner selbst. Du willst was ändern, aber bist bereits so mit deinen Mustern identifiziert, dass du gar nicht mehr weißt wie es anders gehen soll.
Also entschließt du, heute mache ich alles anders.
Spätestens am Abend ist alles wieder beim Alten und du denkst dir „scheiß drauf“. Es ist immer einfacher in seinen gewohnten Mustern zu bleiben, als sich Stunde für Stunde, Tag für Tag, immer wieder, selbst überwinden zu müssen.
Veränderung bedeutet, sich immer und immer wieder für sich selbst zu entscheiden. Ich würde es so beschreiben: Wie kann sich etwas das richtig ist, so falsch anfühlen.
Unsere Muster sind wie ein Weg, den wir Jahre lang gegangen sind. Es ist wie ein Trampelpfad, der mit der Zeit immer tiefer wurde und nun sollen wir einen neuen Weg gehen, der uns noch komplett unbekannt ist. Diesen Weg müssen wir erstmal finden und dann so lange gehen, bis er auch zum Trampelpfad wird. Dabei kommen wir immer wieder von die diesem neuen Weg ab, weil er nicht mal klar gekennzeichnet ist. Also vergessen wir, warum wir überhaupt einen neuen Weg eingeschlagen haben und gehen wieder zurück. Und genau da kommt es auf unseren Willen an. Dabei ist es egal wie oft wir von unsrem Weg abkommen. Wir müssen nur immer wieder zurückfinden und weiter gehen.
Niemand hat gesagt es würde einfach werden, aber es lohnt sich. Also musst du dir einen Koffer voll Übungen und Erinnerungen anschaffen, den du immer bei dir hast. Diese Tools musst du, egal wie mühsam oder nervig sie dir vorkommen, regelmäßig tun.
Du könntest zum Beispiel, einen Tag in der Woche festlegen, an dem du eine Bestandsaufnahme machst und einmal alles runter schreibst. Oder eine 5 Minuten Meditation, die du täglich machst. Such dir etwas, das dich immer wieder dran erinnert dich um dich selbst zu kümmern.
Du kannst nur dann mit deinem destruktiven Verhalten aufhören, wenn du anfängst dich selbst wertzuschätzen.
Dazu fällt mir ein, wie mir mal jemand sagte: „Du liebst dich nicht, wenn du weiter an deiner Essstörung festhältst“. Im ersten Augenblick dachte ich, dass kann doch nicht sein, ich finde mich doch eigentlich ganz gut. Aber das war genau dieses Verdrängungsmuster, das mir da nur etwas vormachte.
Denn wenn wir uns selbst wertschätzen, manipulieren wir uns nicht selbst. Das habe ich erst verstanden, als ich anfing mich immer wieder für mich selbst zu entscheiden. Was ich ganz nebenbei immer noch jeden Tag aufs Neue tue. Denn selbst dann, wenn ich mal keinen guten Tag habe, ist es quasi nur eine Erinnerung, dass ich nicht für mich sondern gegen mich handle.
Also nochmal, niemand hat gesagt es würde einfach werden, aber es lohnt sich.