Es gibt keine bessere Hälfte in der Liebe

Ich bin davon überzeugt, dass es keine größere Aufgabe für einen Menschen gibt, als sich selbst wieder und wieder zu überwinden und sich dabei immer tiefer zu begegnen. Um diese Begegnung mit sich selbst zu erleben, bedarf es allerdings der wahrhaften Begegnung mit einem anderen Menschen. Wir müssten unsere Komfortzone verlassen, die des stillschweigenden Arrangements, die faulen Kompromisse, unsere Schonhaltung und die wortlose, leere Freundlichkeit aufgeben.

Wir müssten mit all unseren Worten und Taten bereit sein, dafür nicht geliebt und nicht verstanden zu werden. Was ich damit meine: Immer, wenn wir glauben, dass wir etwas brauchen, sagen wir indirekt, dass wir schwach und unvollkommen sind. Jedes Mal, wenn wir entdecken, dass wir etwas nicht mehr brauchen, wächst unser Selbstwertgefühl und unsere Liebesfähigkeit und es entsteht paradoxerweise Fülle. Wachstum heißt, dass wir Stück für Stück unsere Bedürftigkeit loslassen können und nicht, dass wir ständig etwas Neues benötigen.

„Nicht einmal der genialste Therapeut der Welt kann so schnell so präzise in unser Verdrängungssystem einsteigen wie unser Partner


Wenn es um Beziehung geht, scheint es immer darum zu gehen, etwas zu finden, das uns fehlt: einen idealen Partner, viel Zuwendung und Liebe. Da, wo wir scheinbar auf der Suche sind nach der besseren Hälfte, suchen wir eigentlich nach Heilung für uns selbst. Es ist aber auch so, dass nicht einmal der genialste Therapeut der Welt so schnell so präzise in unser Verdrängungssystem einsteigen kann wie unser Partner. Jeden Tag schafft er es, unsere Schattenseiten zu aktivieren. Jedes Mal, wenn wir ihn dafür loswerden wollen, sollten wir uns bewusst machen, dass er uns hilft, die Dämonen in uns zu finden und abzuschütteln.

Nur wenn wir genug Mut entwickeln, um einen radikalen Perspektivenwechsel in unserer Beziehung zu machen, können wir uns in solchen Situationen eingestehen, dass der Partner nicht die Ursache, sondern der Auslöser unserer Probleme ist. Wenn wir es schaffen, dann bei der Wahrnehmung und Heilung all dieser unangenehmen und ungeliebten Aspekte bei uns selbst zu bleiben und nicht den Fehler beim anderen zu suchen, tun wir unseren eigentlichen Job. Und indem wir uns so schonungslos und intensiv mit uns beschäftigen, erleben wir immer neue Durchbrüche, entdecken neue Stärken und für uns selbst neue Freiheiten.

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